key with trinket in shabby door
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Ein Mal.
Ein einziges Mal.
Das wäre so schön.
Seien wir ehrlich, ein Mal wäre nicht genug. Aber man muss irgendwo anfangen, nicht wahr?

„Kommt noch jemand?“
„Ist jemand in der Nähe?“
„Alle sind herzlich willkommen.“
„Es sind nun Ferien und jeder Einzelne zählt.“

Jedes Mal, wenn ich diese Nachrichten lese, will ein Teil von mir antworten: „Bin auf dem Weg.“ Aber ich weiß ganz genau, dass es niemandem helfen wird. Wenn ich Glück habe, wird es einfach ignoriert.
All diese Aufrufe, die sich so unschuldig an alle richten, richten sich eben doch nicht an jeden. Oder besser gesagt, nicht an jede.
Hier werden die Frauen nicht mitgedacht und mitgemeint. Angesprochen werden nur die Männer, denn die sind für den Minjan, das Quorum von mindestens 10 Männern, für das Gebet wichtig. Ob ich komme oder nicht interessiert niemanden. Meine Anwesenheit mag sogar verwirren, aber das ist ein ganz anderer Beitrag.

Ich habe mich damit abgefunden, für’s Erste. Und auch die Gedanken zu diesem Konzept würden den Rahmen dieses einen Blogposts sprengen. Aber es tut ein wenig weh. Vor allem, wenn es eben nicht nur um das tägliche Gebet in der Synagoge geht, sondern einen Schabbat oder anderen Feiertag.
Die Hälfte der Leute werden angefleht zu kommen und bei der anderen Hälfte ist es vollkommen egal.

Ein einziges Mal so hofiert zu werden. Mir ist bewusst, dass es keine besonders außergewöhnlichen und wortreichen Einladungen sind. Aber der Gedanke zählt. Ein Mal das Gefühl erhalten, dass ich auch zähle.
Dass man auch mich wartet.
Dass die Synagoge auch ein Raum für mich ist.
Dass man sich freut, wenn ich da bin.

Ich will gar nicht von den enttäuschten Blicken erzählen, wenn ich die Synagoge betrete und den Männern noch einer (oder mehr) fehlt, für den Minjan. Diese Hoffnung, die in ihren Augen erlischt. Auch das tut weh.

Es geht mir auch gar nicht nur um mich. Wenn solche Einladungen an Frauen ausgesprochen würden, als Kollektiv, wäre ich vollkommen zufrieden.
Wie oft stört es mich, wenn anscheinend nur von Männern geredet wird, weil die Sprache es so erscheinen lässt? Zu oft habe ich mir sagen lassen, die „Frauen werden mitgedacht“.
In den Aufrufen zur Tfilla, Gebet, kommen sie in den Gedanken gar nicht vor.

Dabei wäre es schön, wenn Frauen einen Platz im täglichen Gebet in der Synagoge hätten. Es würde Frauen dazu ermutigen, daran teilzunehmen, öfter die Synagoge zu besuchen. Die Synagoge würde ein Ort werden, der Frauen willkommen heißt, ihnen Raum für ihre Spiritualität bietet.
Wie schön wäre es, wenn nicht nur Männer morgens und nachmittags in der Synagoge wäre?
Und wer weiß, welche Möglichkeiten sich plötzlich dadurch ergeben…

Ein Mal ausdrücklich in die Synagoge, als Teil der Betgemeinschaft, eingeladen werden.
Ein Mal das Gefühl erhalten, dass man sich über mein Kommen und meine Anwesenheit freut.
Ein Mal nicht daran erinnert werden, dass man nicht zählt.

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